Großes Potential

Die Perspektiven der nachhaltigen Geldanlagen

Das Forum nachhaltige Geldanlagen hat sich in Deutschland, Österreich und in der Schweiz die nachhaltige Finanzwirtschaft näher angeschaut. Das Fazit gleich vorweg, sie wächst rasant. „Ende des Jahres 2020 erreichte das nachhaltig verwaltete Vermögen der BVI-Mitglieder (Bundesverband Investment und Asset Management) mit 147 Milliarden Euro trotz der Corona-Pandemie einen neuen Höchststand. Das entspricht einem Zuwachs von 33 Milliarden Euro (oder 29 Prozent) gegenüber dem Vorjahresende“. Besonders interessant und deshalb begehrt waren im vergangenen Jahr nachhaltige Aktienfonds, in denen immerhin zehn Milliarden Euro investiert wurden.

Die Gesamtsumme nachhaltiger Geldanlagen in Deutschland betrug Ende Dezember 2020 mehr als 335 Milliarden Euro. Zu der Summe zählen nachhaltige Fonds und nachhaltig verwaltete Eigenanlagen. Die weiterhin hohe Wachstumsrate setzt sich mit 25 Prozent fort.
Das Forum führt dieses Wachstum auch auf die Berichterstattung zurück. Nachhaltige Fonds fanden mediale Zustimmung, auch die EU-Kommission empfiehlt das Anlegen in diese Fonds. Aber, die Etikette muss mit dem Inhalt übereinstimmen, sagt beispielsweise Roland Furgler vom Ethical Banking. Fonds, die sich als „ökologisch“, „sozial“ oder „ethisch“ etikettieren, müssen überprüfbar sein und klar dargelegten nachhaltigen Strategien folgen.

Das Forum nachhaltige Geldanlagen nennt 2020 als das erfolgreichste Absatzjahr der nachhaltigen Finanzwirtschaft in Deutschland mit Zuflüssen von knapp 21 Milliarden Euro. Nachhaltigkeitsfonds werden also immer bedeutender. Ihr Anteil am Neugeschäft aller Publikumsfonds betrug – wie im Vorjahr – rund 48 Prozent. 2018 waren es nur 16 Prozent. Nachhaltige Fonds mussten selbst während des Börseneinbruchs im März kaum Einbrüche verzeichnen, während aus konventionellen Fonds hohe Summen abflossen.
Vor wenigen Jahren stammte der Großteil der in nachhaltigen Fonds angelegten Gelder noch von institutionellen Investoren, insbesondere Kirchen, Versicherern und Altersvorsorgeeinrichtungen. Einige dieser Anleger investieren ihre Gelder schon seit Jahrzehnten nach nachhaltigen Kriterien. Viele private Anleger haben damit hingegen erst in den letzten Jahren begonnen.

Boom auch in Österreich

Zu Jahresbeginn „stapelten“ sich in nachhaltigen österreichischen Geldanlagen fast 40 Milliarden Euro. Der Zuwachs macht ein sattes Drittel aus, rechnete das Forum nachhaltige Geldanlagen nach. Trotz der pandemiebedingten Unsicherheit auf den Kapitalmärkten. Offensichtlich erfüllen nachhaltige Geldanlagen auch das Bedürfnis der SparerInnen nach Sicherheit. Auch deshalb wuchs der nachhaltige Fondsmarkt achtmal so schnell. Ein Vergleich, der österreichische Gesamtinvestmentfondsmarkt mit einem Gesamtanlagevolumen von 192 Milliarden Euro in 2020 stieg zum Vorjahr um 3,8 Prozent an.

Nicht nur die konventionellen Investmentfonds verwalten nachhaltige Geldanlagen. Inzwischen sind auch acht betriebliche Vorsorgekassen am Markt tätig. Die 2003 eingeführte betriebliche Vorsorge ist ein System der sozialen Sicherheit für ArbeitnehmerInnen und auch für Selbständige, Freiberufler und Landwirte. Somit sind nahezu alle erwerbstätigen ÖsterreicherInnen vom flächendeckenden System der kapitalgedeckten betrieblichen Vorsorge umfasst und bilden eine Ergänzung der staatlichen Pension.
Die betriebliche Vorsorge prüft genau die Anbieter nachhaltiger Geldanlagen. So werden Anleihen von Staaten aufgelistet, die das Pariser Klimaschutzabkommen nicht ratifiziert haben, bis hin zum Ausschluss von Industriebetrieben, die Kohleförderung oder Fracking betreiben. Bei den betrieblichen Vorsorgekassen ist die Messung des CO2-Fußabdrucks der Portfolien ebenso verbreitet wie jene des unternehmenseigenen CO2-Fußabdrucks.

Die erwähnten acht Vorsorgekassen verwalteten zum Jahresbeginn ein Volumen von 14,5 Milliarden Euro. Insgesamt wurden mehr als 1,5 Millionen Beitrittsverträge abgeschlossen. Etwa 380.000 Selbständige und Freiberufler leisten laufend Beiträge für sich selbst und ihre mehr als 3,2 Millionen Beschäftigten, ebenso zählen 8.400 freiberuflich Tätige bzw. Landwirte zu den Kunden der Vorsorgekassen. Im Jahr 2020 erreichten die Vorsorgekassen ein durchschnittliches Veranlagungsplus von 1,37 Prozent.

Schweizer Erfolgsgeschichte

In der Schweiz überholen nachhaltige Anlagefonds konventionelle Fonds. Der Markt für nachhaltige Anlagen verzeichnete 2020 erneut ein zweistelliges Wachstum. Laut der Swiss Sustainable Finance (SSF) stieg das Volumen der nachhaltigen Anlagen um ein Drittel auf 1.520 Milliarden Schweizer Franken. Nachhaltige Anlagefonds wiesen mit 48 Prozent die höchste Wachstumsrate auf.

Dieser Boom ist auf das vermehrte Angebot nachhaltiger Anlagen zurückzuführen und auf den wachsenden Erfolg bestehender nachhaltiger Fonds. Das Volumen der nachhaltigen Fonds stieg auf insgesamt 694,5 Milliarden Schweizer Franken und macht mehr als die Hälfte des gesamten Schweizer Fondsmarktes (gegenüber 38% im Jahr 2019) aus. Damit übertreffen nachhaltige Fonds zum ersten Mal konventionelle Investmentfonds. Ein Drittel davon wird von Schweizer Pensionskassen und Versicherungen verwaltetet. Die Analyse des Forums für nachhaltige Geldanlagen: Diese spannenden Resultate unterstreichen die zunehmende Verbreitung nachhaltiger Anlagen.
Mehrere Marktumfragen bestätigen den Klimawandel bei den nachhaltigen Anlagen als das dominierende Thema. Das Risikomanagement bei klimatisch bedingten Unwettern und die Berichterstattung zum Klimawandel fördern das Interesse und saubere Energie wird als wichtigstes Ziel nachhaltiger Entwicklung empfunden.

Der Marktanteil nachhaltiger Fonds in der Schweiz ist fast zehnmal höher ist als in Deutschland. Das Forum führt dies auf die unterschiedliche Ausschlusskriterien zurück. Am weitesten verbreitet ist der Ausschluss von Kohle und gilt in Österreich für 97 Prozent aller Fonds und in der Schweiz für nur 39 Prozent aller nachhaltigen Fonds. Immer mehr private Investoren drängen auf den nachhaltigen Finanzmarkt, institutionellen Investoren sind in den drei Ländern weit unterdurchschnittlich vertreten, wertet das Forum die vorliegenden Daten aus.
Quelle für Aussagen, Analysen, Bewertungen und Zitate Finanzbericht des Forums für nachhaltige Geldanlage.

Mehr zum Thema nachhaltige Geldanlage für Interessierte und Fachleute:

FNG-Marktbericht-2021-online.pdf (forum-ng.org)

Home (forum-ng.org)

Was macht dieses Forum?

Das Forum Nachhaltige Geldanlagen ist seit 2001 der Fachverband für nachhaltige Geldanlagen im deutschsprachigen Raum (D, AT, CH). Zu den 200 FNG zählen Banken, Kapitalanlagegesellschaften, Ratingagenturen, Finanzberater*innen, wissenschaftliche Institutionen, Versicherungen, NGOs und Privatpersonen. Das FNG zählt zu den Gründungsmitgliedern des europäischen Dachverbandes Eurosif.
Die Aufgaben sind vielfältig: Mit dem jährlichen Marktbericht wird seit 2005 mit Daten und Zahlen zu aktuellen Marktentwicklungen informiert.
Als Stimme und Netzwerk der nachhaltigen Finanzbranche versucht FNG auf nationaler und europäischer Ebene die politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen mitzugestalten. FNG-Geschäftsführerin Angela McClellan ist Mitglied im Sustainable Finance Beirat der deutschen Bundesregierung.
Mit dem FNG-Siegel für nachhaltige Investmentfonds unterstützt das FNG Transparenz, Qualität und Wachstum. Das Forum entwickelte dafür Nachhaltigkeitsprofile. In Zusammenarbeit mit dem europäischen Dachverband Eurosif vergibt das FNG das Transparenzlogo.
Das FNG setzt auf gezielte Bildungsarbeit zu nachhaltigen Geldanlagen. Gemeinsam mit dem internationalen Konsortium „Weiterbildung Nachhaltige Geldanlagen: Nachhaltig beraten – erfolgreich anlegen!“ wird die notwendige Aus- und Weiterbildung kontinuierlich weiterentwickelt.

BVI

Interessensverband der Fondsbranche
Der Bundesverband Investment und Asset Management e. V. ist ein 1970 gegründeter Verband von Investmentgesellschaften. Die 100 Mitglieder verwalten mehr als 3 Billionen Euro in Publikumsfonds, Spezialfonds und Vermögensverwaltungsmandaten. Der BVI vertritt die Interessen der deutschen Fondsbranche auf deutscher und internationaler Ebene. Der deutsche Fondsverband BVI ist der Ansprechpartner für Politik und Aufsicht bei allen Themen rund um das Kapitalanlagegesetzbuch.