Wirtschaft neu denken

Die Grenzen des Wachstums

Die Prognose wird nicht schöner, aber genauer

So kommentiert der ARD-Sender SWR den neuen „Sachstandsbericht“ des Weltklimarates IPPC. 230 führende ForscherInnen bestätigen es sehr trocken, der Klimawandel ist da.

In Deutschland misst der Deutsche Wetterdienst 1,6 Grad über der vorindustriellen Zeit. Auf Grund ihrer Forschungen zeichnen die Fachleute ein düsteres Bild, wenn der Klimawandel nicht gestoppt werden kann. Die Sprache des Berichtsentwurf des Weltklimarats ist unmissverständlich: „Das Schlimmste kommt erst noch“.
Der IPPC, der Intergovernmental Panel on Climate Change, wurde 1988 von der UN-Umweltorganisation UNEP und der Weltorganisation für Meteorologie gegründet. Er informiert die Politik wissenschaftsbasiert über den Klimawandel. Tausende Wissenschaftler – Klima- und Meeresforscher, Statistiker, Ökonomen und Gesundheitsexperten - tragen zur Forschung des Klimarates bei.
Die Auswertungen und die Schlussfolgerungen des IPPC – auch der gebürtige Meraner Glaziologe Georg Kaserer - sorgen immer wieder für Impulse in der Diskussion. Neben der Forschung über den Klimawandel und seine Folgen schlägt der Klimarat auch Maßnahmen vor. Seine bisherigen Voraussagen stellten sich meist immer ein.
Die gesammelten und studierten Daten werden immer genauer. Bislang sind die Prognosen dadurch aber nicht schöner geworden, kommentierte der SWR: „Eine Tatsache, die nicht gegen den Weltklimarat spricht - eher gegen die, die ihn berufen haben“. Die Politik, die sich seit einem halben Jahrhundert an notwendigen Konsequenzen vorbeidrückt.

50 Jahre Grenzen des Wachstums

Vor 50 Jahren, 1972, legte der Club of Rome seinen Report „Die Grenzen des Wachstums“ über die Zukunft der Weltwirtschaft vor. Eine Gruppe von Wissenschaftlern stellte anhand mathematischer Berechnungen fest: „Auf einem Planeten mit begrenzten Ressourcen kann es für die Menschheit auf Dauer kein unbegrenztes Wachstum geben“. Als Beispiele nannten die Autoren Umweltverschmutzung und Ausbeutung nicht-erneuerbarer Rohstoffe. Politik und Wirtschaft hörten nicht hin und übten stattdessen überwiegend Kritik.
50 Jahre danach fordert der Club of Rome im Dokument „Für ein neues Klima“ mehr Anstrengungen. Der bisherige Bewusstseinswandel reicht nicht aus, finden die Wissenschaftler und appellieren an Unternehmen, nicht nur finanzielles, sondern auch ökologisches und soziales Kapital anzulegen, anstatt es zu vernichten.

„Jeder und jede steht in der Pflicht, niemand kann sich wegducken“, warnen der Klimaforscher Latif vom Institut Geomar in Kiel und sein Co- Autor Berg. Weg vom sinnlosen Kampf um den Erhalt des Status quo hin zu realer Klimapolitik, drängen Latif und Berg zum Handeln. Es reicht aber nicht, groß angelegte Projekte nur mit der Marke Bio und Nachhaltigkeit zu versehen. So habe die Förderung der Bioenergiepflanzen dazu geführt, dass es weitere Monokulturen von Mais und Raps gebe, die Pestizide und Dünger benötigten und die Artenvielfalt schädigten.
Ein halbes Jahrhundert nach der ersten nachhaltigen Warnung vor den Grenzen des Wachstums ist eine verbindliche und verantwortliche Politik notwendig, um die oft schon gesteckten Ziele – wie die Protokolle der Klimakonferenzen – auch zu erreichen. Die Südtiroler Landesregierung will es versuchen, mit ihrem Nachhaltigkeitsprogramm.

Ehrgeiziges Südtiroler Programm

Ehrgeiziges hat sich die Landesregierung vorgenommen, sagte Klaus Egger, Referent für nachhaltige Politik von Landeshauptmann Arno Kompatscher. Gemeinsam nachhaltig ist das Leitmotiv des Nachhaltigkeitsprogramms, umschreibt Egger das Vorhaben. Die Pandemie ist noch immer nicht vorbei, verschärft damit die anderen aufziehenden Krisen, führt Egger in das Argument Nachhaltigkeit ein. Wie die Ressourcen, Diversitäts- und Klimakrise. Auch diese Krisen werden gespürt, ergänzt Egger, dafür sorgen protestierende Jugendliche mit viel Elan, Wetterkatastrophen und der Verkehr im eigenen Land.

Verkehr und nochmals Verkehr

Stichwort Verkehr, da gibt es viel zu tun, sagt der Bozner Verkehrsexperte Helmuth Moroder. Er bezeichnet das nachhaltige Ziel der Landesregierung als ehrgeizig. Nachhaltige Ansätze gibt es genügend, in der Landwirtschaft, im energetischen Hausbau, seit Jahrzehnten schon produzieren Genossenschaften erneuerbare Energie aus Wasserkraft und Fernwärme. Moroder bemängelt, dass ein wichtiger Bereich in der angestrebten Klimapolitik fehlt, die Verkehrspolitik.
Moroder beschreibt Südtirols Verkehrspolitik als wenig mutig. Es wird noch immer zu viel Geld für die Infrastruktur Straße ausgegeben, kritisiert Moroder. Er spricht von einem ständig wachsenden hausgemachten Verkehr. Moroder wirbt für neue Regionalbahnen, neue nachhaltige Verkehrskonzepte und für mehr Mut.