Es ist trotzdem machbar

Thomas Egger - Klimaclub

Wir alle sind Teil des Problems, aber auch der Lösung, sagen Eva Ladurner und Thomas Egger vom Klima-Club Südtirol. Beide verweisen auf die zunehmenden extremen Wetterereignisse. Bei solchen Katastrophen überschlagen sich die politischen Bekenntnisse zum Klimaschutz. Die angekündigten Taten bleiben meist aus.


Die Klimaclub hält mit seiner Meinung nicht zurück. „Südtirol hat seine selbstgesetzten Klimaziele des letzten Jahrzehnts deutlich verfehlt,“ stellt Thomas Egger fest. Der Klimaclub will nicht nur klagen und kritisieren, sondern sich im Dialog mit der Landesregierung mit konkreten Vorschlägen einbringen. Mit dem Klimaforscher Georg Kaser bewertete der Klimaclub die Südtiroler Projekte des sogenannten „Recovery Funds“ auf ihren Einfluss auf die Klimaziele.

Auch mit dem von der Landesregierung veröffentlichten “Entwurf des KlimaPlans Energie – Südtirol 2050 Update 2021” setzte sich der Klimaclub auseinander. „Unserer Meinung nach ist der Plan unzureichend. Er schließt wichtige Sektoren und Maßnahmen aus und zeigt nicht auf, welchen Einfluss die einzelnen Vorhaben auf die Erreichung der Klimaziele haben,“ bedauert Eva Ladurner, die Biologin im Team.

Es gibt viel zu tun

Die Handlungsfelder sind viele, ergänzt Egger. Er verweist auf den Bausektor, „wo der Sanierung Priorität vor Neubau eingeräumt werden muss.“ Die derzeitige Gangart bei der energischen Sanierung ist aber zu langsam, findet Wolfram Sparber vom Institut für erneuerbare Energie der Eurac.
Der Klimaclub spricht sich für eine deutliche Verringerung des Individualverkehrs aus und „der nicht vermeidbare Individualverkehr soll auf regenerative Energien wie E-Autos umgestellt werden.“ Ähnlich formuliert es der Verkehrsplaner und Mobilitätsexperte Helmuth Moroder. Er und Egger drängen auf weitere und sichere Radwege auch in den Landgemeinden.
Die massiv verwendeten fossilen und teuren Energien wie Erdgas und Heizöl sind für den Klimaclub der größte Hemmschuh beim nachhaltigen Umbau. Sie müssen sofort ersetzt werden, ist Thomas Egger sicher. Gleichzeitig ist der großzügige Ausbau regenerativen Energien, wie z. B. Photovoltaik, dringend notwendig, ergänzt Egger.

Gelungenes in Südtirol

Manches läuft gut in Südtirol, spricht Eva Ladurner das bereits Realisierte an. Sie verweist auf die traditionelle Stromproduktion aus der Wasserkaft und die seit einem Viertel Jahrhundert erzeugte Wärme aus Biomasse, der Großteil davon in der Hand von Genossenschaften. Positiv ist auch die Vielfalt der im Land produzierten Lebensmittel, das ermöglicht lokale Kreisläufe in der Lebensmittelversorgung.
Eine konsequentere Klimapolitik ist nicht nur zwangsläufig mit Verboten zu erzielen, glaubt Thomas Egger. Er regt Förderungen für einen klimafreundlichen Umbau der Landwirtschaft, des Verkehrs und der Strom- sowie Wärmeproduktion an. Das Verbot von Gasheizungen ist nicht zielführend, weiß Egger, im Gegenzug sind Alternativen notwendig, z.B die öffentliche Förderung von Wärmepumpen. Mit finanziellen Anreizen soll der Umstieg auf klimaschonende Technologien schmackhaft gemacht werden.
Manche Parteien warnen vor einer konsequenten Klimapolitik, die das Leben verteuert. Klimapolitik ist eine Politik für Wohlhabende, sagen die Skeptiker. Dem muss so nicht sein, widerspricht Eva Ladurner und zitiert Investitionen in nachhaltige Lösungen, die sich heute schon rechnen. Wie der sogenannte Superbonus bei der energetischen Sanierung, die E-Autoprämie. Mehr ist machbar, zweifelsohne, meint Ladurner. Auch für Pendler zahlen sich E-Autos aus, rechnet sie nach: „Ein aus der eigenen Steckdose geladenes Elektroauto fährt mit vier Euro 100 km, bei einem Benziner macht die Strecke 10 Euro aus.“

Gemeinsam lösbar

Alle sind gefordert, ihren Beitrag zu leisten, wirbt Thomas Egger für eine nachhaltigere Lebensweise. Alle (im Durchschnitt jeder Südtiroler jährlich mit 7,4 Tonnen) tragen zur weltweiten C02-Belastung und damit zur Klimaveränderung bei, alle können deshalb auch dagegen etwas tun, wirbt Egger für Engagement. „Es ist allerdings richtig, dass wir durch individuelle Tugendhaftigkeit das Problem nicht lösen können, da allein aus Eigenverantwortung nicht mehr als 10 – 20 % der Bevölkerung mitmachen werden. Deshalb braucht es eine Veränderung der Rahmenbedingungen. Dies können nur Politiker bewirken, sie müssen jetzt schnell handeln,“ hofft Egger.

Klimapolitik scheint nicht sonderlich populär zu sein und sie stößt ständig auf Grenzen unterschiedlicher Interessen. Warnende WissenschaftlerInnen werden überhört oder nicht zur Kenntnis genommen. Dieses auf Sichtfahren wird teuer werden, warnt die Münchner Rück-Versicherung, die Gesellschaft, Wirtschaft und Politik aufruft, den Klimawandel nicht zu verharmlosen. „Ein Großteil der Bevölkerung und der Entscheidungsträger weiß nicht wirklich, was durch die Klimakrise in den nächsten Jahren auf uns zukommt,“ unangenehme Überraschungen sind laut der Biologin Ladurner zu befürchten.

Der Klima-Club wurde 2021 von ExpertInnen aus dem Umwelt-, Energie- und Rechtsbereich gegründet. Weitere Informationen siehe: Klima Club Südtirol: Mit erneuerbaren Energien in die Zukunft (stol.it)