Die Grenzen des Wachstums

Grenzen des Wachstums

Professor Franz Josef Radermacher vom Club of Rome sieht enger gewordene Grenzen für das ökonomische Wachstumsmodell

Schon vor einem halben Jahrhundert, 1972, warnte der Club of Rome in seinem Bericht „Die Grenzen des Wachstums“ vor dem herrschenden Wachstumsmodell. Es gefährdet nämlich die weltweiten Ressourcen, kamen die Wissenschaftler zum Schluss.
Auch wenn die benötigen Ressourcen verfügbar wären, rechneten die Club-Wissenschaftler vor, sind dem auf der Erde möglichen Wachstum Grenzen gesetzt. Als eine der Grenzen zitierten sie den vom Menschen verursachten Klimawandel.
Professor Radermacher stimmt der Prognose von David Korten zu. Laut dem Präsidenten des Living Economies Forum und Mitglied des Clubs of Rome haben Gesellschaft, Wirtschaft und Politik bestenfalls 10 Jahre Zeit, um „eine spürbare Kursänderung zu steuern oder Kipppunkte in den natürlichen Systemen der Erde auszulösen, von denen es keine Rückkehr gibt.“ Korten betont, dass unser System nicht kaputt, sondern ausgefallen ist und deshalb ersetzt werden muss.
Radermacher stellte auf der Tagung „In welcher Welt wollen wir leben?“ der Freien Universität Bozen seine Thesen vor. Franz Josef Radermacher vom Club of Rome, Professor für Künstliche Intelligenz, stellte den übermäßigen Verbrauch natürlicher Ressourcen in Zusammenhang mit der fortschreitenden Zerstörung des Lebensraums und des vom Menschen verursachten Klimawandel.

Ein halbes Jahrhundert nach der Veröffentlichung von The Limits to Growth sorgte nicht nur die SchülerInnen-Bewegung Friday for future für eine neue Diskussion über eine lebensfähige menschliche Zukunft. Inzwischen drängt auch die EU-Kommission auf einen ökologischen Umbau der Wirtschaft, mit den milliardenschweren Covid-Aufbauhilfen sollen die Weichen dafür gestellt werden.
Im Bericht des UN-Ausschusses für Klimaänderungen (IPCC) für 2021 wurde empfohlen, dringend Maßnahmen zu ergreifen. Im August sorgten weltweit Überschwemmungen, Dürren, Rekordtemperaturen, unkontrollierte Waldbrände und die COVID-Pandemie für entsprechende Schlagzeilen.
„Der Umweltnotstand ist real. Es ist keine Prognose oder Theorie. Unser Haus brennt. Und der Mensch ist die Ursache,“ warnt David Korten. Er empfiehlt ein weltweites Engagement zugunsten einer ökologischen Transformation, der Club of Rome legte ein entsprechendes Handlungspapier Ecological Civilization vor. Die Wissenschaftler plädieren für eine neue Zivilisation, für eine ökologische Zivilisation.

David Korten vom Living Economies Forum wirbt für eine tiefgreifenden Umbau der globalen Wirtschaft, weg von den riesigen wirtschaftlichen Konglomeraten hin zu einem globalen System lokal verwurzelter, selbstorganisierender, realer Lebenswirtschaften, die die Struktur und Dynamik der Biosphäre der Erde nachahmen.
Korten und Radermacher werben dafür, sich von dem veralteten linearen Wirtschaftsmodell zu verabschieden. Das Wirtschaftssystem muss sich auf das wirtschaftliche, soziale und ökologische Wohlergehen konzentrieren und ein Gleichgewicht zwischen Menschen, Wohlstand und Planeten schaffen.
Bereits 1968 stellte der US-amerikanische Justizminister Robert Kennedy fest: "Das Bruttosozialprodukt lässt die Gesundheit unserer Kinder, die Qualität ihrer Bildung oder die Freude am Spiel nicht zu.“
Schon vor einem halben Jahrhundert prophezeiten die Wissenschaftler des Clubs of Rome die Grenzen des Wachstums. Sie warnten vor einer einer Kombination aus Ressourcenerschöpfung und Umweltverschmutzung, die die Weltwirtschaft gefährden. „Das ist heute der Fall,“ ist Korten überzeugt.
Korten wirbt deshalb für den harten Schnitt, Radermacher warnt aber vor Panik und Hysterie. Die weltweite Energie- und Klimakrise kann laut Radermacher „wachstumskompatibel und wohlstandsfördernd gelöst werden“. Radermacher kritisiert die „mittlerweile fast panischen öffentlichen Debatten in Richtung eines Weltuntergangs, Klimaplanwirtschaft, Elektrifizierung des gesamten Mobilitätssektors etc,“ das wird der Mehrdimensionalität nicht gerecht, sagt Radermacher.
Die gescheiterte Planwirtschaft ist laut Radermacher für den ökonomischen Umbau gänzlich ungeeignet. Als strategisches Ziel definiert der Mathematiker Radermacher die weltweite ökosoziale Marktwirtschaft, „die eine konsequente Marktorientierung mit einer ebenso konsequenten Ausrichtung an weltethischen Anliegen in den Bereichen Kultur, Soziales und Umwelt verbindet.“

Sie zählt auch zur Vision der internationalen Initiative Earth4All, initiiert vom Club of Rome, dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung,dem Stockholm Resilience Centre und der Norwegian Business School. Grundlage des wissenschaftlichen Handelns von Earth4All sind die Die Grenzen des Wachstums und die Planetary boundaries Frameworks. Neben der Initiative Earth4All agiert auch noch die Transformational Economics Commission.
Diese Kommission will die Interessen der Menschen und des Planeten schützen, sich auf zukünftige Krisen vorbereiten und Resilienz aufbauen. Voraussetzung ist die Transformation der Gesellschaften und der Volkswirtschaften und ihrer Beziehungen zum Planeten. Der Club of Rome weist in seinen Berichten immer auf die Notwendigkeit transformativer Maßnahmen hin, die von dringenden Maßnahmen flankiert werden müssen.
Professor Radermacher begleitet mit seinem Forschungsinstitut für anwendungsorientierte Wissensverarbeitung/n (FAW/n) den oben beschriebenen Prozess. So war das Institut (FAW/n) an der Ausarbeitung und Verabschiedung der Sustainable Development Goals (SDGs) beteiligt und am Weltklimavertrag in Paris 2015. Radermacher strebt als Etappenziel die Klimaneutralität an. Sein Institut entwickelte für das deutsche Entwicklungsministerium die Leitidee „Vom freien zum fairen Handel“.

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